Deutsche Gebärdensprache vs Lautsprachunterstützende Gebärden
Deutsche Gebärdensprache vs Lautsprachunterstützende Gebärden
Du hast dich schon immer gefragt, warum es eigentlich manchmal mehrere Gebärden für ein Wort gibt und was jetzt wirklich der Unterschied ist, zwischen der Deutschen Gebärdensprache und einzelnen Gebärden? Wir haben dir die wichtigsten Informationen rund um dieses Thema gesammelt und hier zusammengefasst.
Was ist überhaupt die Deutsche Gebärdensprache, kurz: DGS? Die DGS ist seit 2001 durch das Behindertengleichstellungsgesetz als offizielle Sprache anerkannt und somit der Lautsprache gleichgesetzt. Deutscher Gehörlosen-Bund e.V.
Die Sprache wird hauptsächlich von Menschen verwendet, die kaum oder gar kein Gehör aufweisen. Deshalb wird in der DGS die Lautsprache nicht verwendet. Stattdessen wird mit den Händen, der Mimik und dem Körper gearbeitet, um zu kommunizieren, was einem auf dem Herzen liegt. Sie ist eine eigenständige und vollwertige Sprache und verfügt deshalb über ganz eigene Grammatikregeln. Die Syntax in der DGS ist also anders als die unserer Lautsprache, weshalb man nicht eins zu eins jedes Wort in eine Gebärde übersetzen kann. „Deutsche Gebärdensprache“ (Kleyboldt & Hillenmeyer 2019)
Hierbei findest du also schon den wichtigsten Unterschied zwischen der DGS und einzelnen Gebärden. Wenn wir nun nicht die vollwertige Sprache in unseren Alltag mit Kindern einbauen wollen, brauchen wir eine Möglichkeit, dennoch gebärdenunterstützt zu kommunizieren. Hier kommen die Lautsprachunterstützenden Gebärden (LUG) ins Spiel. Wie der Name bereits verrät, benutzen wir die Lautsprache in unserem Alltag wie gewöhnlich weiter und sprechen mit unserem Kind. Dabei suchen wir uns immer die wichtigsten Schlüsselwörter heraus und begleiten diese mit den dazu passenden Gebärden, also Handzeichen/-bewegungen. Welche Worte hierbei die wichtigsten sind, entscheidet sich je nach Kontext. Möchtest du zum Beispiel deinem Kind mitteilen, dass ihr jetzt etwas gemeinsam esst, dann würdest du die Worte wir und essen mitgebärden. Möchtest du hingegen betonen, dass ihr jetzt direkt etwas esst, bietet es sich an, jetzt und essen zu gebärden. Du entscheidest also für dich, was wichtig ist. Der Vorteil von LUG: Die Grammatik der Lautsprache bleibt die gleiche. Wir lernen also keine neue Sprache, sondern sprechen wie gehabt im Alltag und nutzen ab und zu ein paar Bewegungen, um unserem Kind durch mehr Informationen eine leichtere Kommunikation anzubieten. „Deutsche Gebärdensprache“ (Kleyboldt & Hillenmeyer 2019)
Genau dabei möchten wir von talking hands euch unterstützen. Pro Daumenkino seht ihr eine Gebärde, die ihr durchs Flippen des Büchleins ganz einfach als Film abspielen lassen könnt. So könnt ihr euch, ganz in eurem Tempo, einzelne Gebärden anschauen und sie Schritt für Schritt mit euren Kindern benutzen, ob in der Kita, Schule oder zu Hause.
Weißt du eigentlich, ob die Gebärdensprache international ist? Wir lösen es auf: Tatsächlich ist sie das nicht – deswegen heißt sie in Deutschland Deutsche Gebärdensprache. Prinzipiell kannst du dir merken: Jedes Land, das eine Gebärdensprache hat, hat eine eigene. Es gibt also eine deutsche, französische, amerikanische, und so weiter. Zwischen den Sprachen gibt es natürlich ab und zu Gemeinsamkeiten, bei denen die Gebärden zu einem Wort gleich oder ähnlich sind. Es sind jedoch, wie in der Lautsprache, eigene Sprachen und diese haben ihre ganz eigenen Gebärden zu jedem Wort.
Da Deutschland in verschiedene Bundesländer aufgeteilt ist, gibt es innerhalb von Deutschland Dialekte bei den Gebärden, auch hier wie in der Lautsprache. Ist eine Bayerin zum Urlaub in Hamburg und möchte dort mit den Menschen sprechen, könnte es sein, dass sie nicht alle Worte kennt, die dort im täglichen Gebrauch stehen. Bei Gebärden ist es ähnlich. Es gibt viele Gebärden, die universell in Deutschland gleich sind und überall von Gebärden-kennenden Personen verstanden werden. Es gibt jedoch auch, wie zum Beispiel bei den Monaten, verschiedene Gebärden zu jedem Monat. Kommt ein Kind also mal auf euch zu und zeigt euch eine andere Gebärde für den Mai, als die die ihr gerade gemacht habt, dann ist sie nicht per se falsch. Es gibt teilweise mehrere Gebärden für ein Wort, die alle DGS-konform sind. Schön ist es, wenn wir Erwachsenen diese Gebärde dann auch mit aufnehmen und bei diesem Kind eher die vom Kind gekannte Gebärde nutzen. So können unsere Kinder ganz leicht und mit viel Spaß im Alltag gebärden!